„Das GPS ist weniger ein Hilfsmittel als vielmehr ein Kontrollinstrument der Rallye-Leitung“, erklärt Copilot Timo Gottschalk. Denn die zu passierenden Wegpunkte (WPM, Way Point Masked) sind zunächst unsichtbar. Erst wenn sich der Teilnehmer bis auf 400 Meter einem WPM – bis einschließlich der Rallye Dakar 2010 galt hier noch eine Distanz von drei Kilometern – genähert hat, ist dem GPS die Fahrtrichtung zu entnehmen. Sobald der Punkt bis auf 200 Meter erreicht ist, wird er bestätigt und die Anzeige erlischt. Damit kann die Rennleitung kontrollieren, ob sich das Fahrzeug auf der richtigen Route bewegt. Auf besonders unübersichtlichen Etappen werden zusätzlich sogenannte Way Point Eclipse (WPE) eingerichtet. Sie werden sichtbar, sobald ein Team den vorherigen Wegpunkt bestätigt hat. Einen dritten Typus bildet der permanent per GPS ausgewiesene Way Point Visible (WPV). Zudem markieren spezielle Wegpunkte den Anfang und das Ende von Tempolimits.
Gefragt: schnelle Improvisationsfähigkeit
Bei der Navigation ist ein weiteres Talent der Beifahrer besonders wertvoll: schnelle Improvisationsfähigkeit. Anhand des sogenannten Tripmasters – jeder Copilot kann im Einsatz über zwei dieser hochpräzisen mechanischen Kilometerzähler verfügen – werden die zurückgelegten Kilometer zwischen den im Roadbook markierten Punkten überwacht. Viel Erfahrung ist gefragt, wenn die Sollwerte von den Istwerten beispielsweise durch Schlupf im Wüstensand abweichen.
„Das kann vom Schlupf der Räder beispielsweise im Wüstensand herrühren, aber genauso gut auch durch Abweichungen vom Roadbook“, so Ralph Pitchford, Copilot von Mark Miller. „Erklärungen liefern teilweise Überholmanöver auf der Strecke oder auch andere Wege des Veranstalters durch Dünen, der anders als wir bei der Erstellung der Roadbooks mit seriennahen Fahrzeugen unterwegs ist. Das alles ist zu berücksichtigen und bedarf viel Erfahrung.“
Moderne GPS-Navigationssysteme, die im Straßenverkehr jedermann metergenau den Weg weisen, sind im Marathon-Rallyesport verboten. Das bordeigene GPS erlaubt nur eingeschränkte Funktionen wie die Kompassangabe. Die Aufgabe für die Copiloten lautet, anhand eines schematischen Roadbooks die genau vorgegebene Route zu finden.
„Im Roadbook, das wir jeweils am Abend vor der Etappe erhalten, sind durch ein Kürzel- und Pfeilsystem Abzweige, markante Orte, Brücken und Gefahrenpunkte aus der Cockpitperspektive aufgezeichnet, hinzu kommen kurze Beschreibungen sowie Kilometer-Angaben und ergänzende Hinweise“, erläutert Timo Gottschalk, Navigator von Nasser Al-Attiyah.