Im Gelände schnell den richtigen Weg zu finden? Das ist eine der großen Herausforderungen der Rallye Dakar. Navigation lautet das Zauberwort am Ende befestigter Straßen, wenn der Rallye-Tross die weiten Landschaften in Argentinien und Chile – wie die Sierras Pampeanas oder die berüchtigte Atacama-Wüste – durchquert. Dann zählen die gründliche Beherrschung navigatorischen Könnens, eine gute Vorbereitung und ein großer Erfahrungsschatz der Copiloten Lucas Cruz, Timo Gottschalk, Ralph Pitchford und Dirk von Zitzewitz.
Moderne GPS-Navigationssysteme, die im Straßenverkehr jedermann metergenau den Weg weisen, sind im Marathon-Rallyesport verboten. Das bordeigene GPS erlaubt nur eingeschränkte Funktionen wie die Kompassangabe. Die Aufgabe für die Copiloten lautet, anhand eines schematischen Roadbooks die genau vorgegebene Route zu finden.
„Im Roadbook, das wir jeweils am Abend vor der Etappe erhalten, sind durch ein Kürzel- und Pfeilsystem Abzweige, markante Orte, Brücken und Gefahrenpunkte aus der Cockpitperspektive aufgezeichnet, hinzu kommen kurze Beschreibungen sowie Kilometer-Angaben und ergänzende Hinweise“, erläutert Timo Gottschalk, Navigator von Nasser Al-Attiyah.
Abendliche Arbeit am Roadbook für die Copiloten
Vor jeder Etappe bearbeitet jeder Beifahrer das Roadbook nach einem persönlichen System. „Ich markiere besonders wichtige Informationen, wie Richtungswechsel und Gefahrenpunkte, mit verschiedenen Farben“, so Dirk von Zitzewitz, der Giniel de Villiers den Weg weist. „Hinzu kommen kurzfristige Änderungen an der Strecke, die wir ergänzen müssen.“
Lucas Cruz, Beifahrer von Carlos Sainz, kennt die Bedeutung einer akribischen Vorbereitung: „Die Strecke zieht schnell an uns vorbei, da sind präzisere Kommandos vom Beifahrer gefordert. Je besser ein Copilot das Roadbook personalisiert, desto schneller findet er sich zurecht. Die relevanten Informationen deutlich von den weniger wichtigen zu unterscheiden, ist enorm wichtig. Ohne Farbmarkierungen ist im Renntempo keine perfekte Navigation möglich.“
GPS zur Kontrolle der Teams
„Das GPS ist weniger ein Hilfsmittel als vielmehr ein Kontrollinstrument der Rallye-Leitung“, erklärt Copilot Timo Gottschalk. Denn die zu passierenden Wegpunkte (WPM, Way Point Masked) sind zunächst unsichtbar. Erst wenn sich der Teilnehmer bis auf 400 Meter einem WPM – bis einschließlich der Rallye Dakar 2010 galt hier noch eine Distanz von drei Kilometern – genähert hat, ist dem GPS die Fahrtrichtung zu entnehmen. Sobald der Punkt bis auf 200 Meter erreicht ist, wird er bestätigt und die Anzeige erlischt. Damit kann die Rennleitung kontrollieren, ob sich das Fahrzeug auf der richtigen Route bewegt.