Volkswagen führt die Rallye Dakar 2010 auch nach der sechsten von 14 Etappen mit drei Race Touareg an. Carlos Sainz und Lucas Cruz (E/E), die am Vortag die Führung übernommen hatten, bauten im Volkswagen Race Touareg ihren Vorsprung von 4.37 Minuten auf 15.24 Minuten aus. Zweite des Gesamtklassements bleiben ihre Teamkollegen Nasser Al-Attiyah/Timo Gottschalk (Q/D) vor Mark Miller/Ralph Pitchford (USA/ZA) in einem weiteren Race Touareg. „Heute war die Etappe noch anspruchsvoller als die Tage zuvor. Gerade in Sachen Navigation konnte man viel Zeit liegen lassen“, sagte Carlos Sainz (E, 2. Platz Tages- / 1. Platz Gesamt-Wertung). „Wir haben nach wie vor nicht einmal die Hälfte der ‚Dakar‘ hinter uns, deswegen wird auch in den kommenden Tagen das gelten, was ich mir heute zu Herzen genommen habe: Möglichst materialschonend zu fahren und von Tag zu Tag zu denken.“
Bis kurz vor dem Ziel der 418 Kilometer langen Prüfung von Antofagasta nach Iquique in der Atacama-Wüste von Chile sah es so aus, als hätten Miller/Pitchford den zweiten Gesamtrang übernommen. Auf den letzten 25 Kilometern verwandelte sich ihr zeitweiliger Vorsprung von 3.19 Minuten auf Al-Attiyah in der Gesamtwertung jedoch in einen Rückstand von 2.23 Minuten. „Heute war es vor allem für die Beifahrer nicht einfach. Es gab viele Stellen, an denen man Zeit mit der Wegsuche verlieren konnte“, sagte Nasser Al-Attiyah (Q, 4. Platz Tages- / 2. Platz Gesamt-Wertung). „Genau das ist uns auch passiert. Ich bin dennoch mit dem Tagesergebnis den Umständen entsprechend zufrieden. An unserer Taktik ändert sich nichts: Wir werden weiter konzentriert und vorsichtig bleiben. Aber vielleicht können wir dennoch in den nächsten Tagen etwas Zeit gutmachen.“
Ein permanenter Wechsel des Terrains zeichnete die sechste „Dakar“-Etappe zwischen Antofagasta und Iquique aus. Neben großer Weite standen auch gewundene Passagen über Schotter auf dem Tagesprogramm. Den Schlusspunkt bildete eine spektakuläre Zielabfahrt von einer der Küste vorgelagerten Düne ins Rallye-Biwak, bei dem die Teilnehmer 600 Höhenmeter in wenigen Sekunden bei Geschwindigkeiten bis 180 km/h bewältigten.
„Nach unserem Zeitverlust gestern von so weit hinten zu starten war kein Geschenk“, sagte Giniel de Villiers (ZA, 8. Platz Tages- / 16. Platz Gesamt-Wertung). „Der Staub war extrem und es war nahezu unmöglich, sicher zu überholen. Nach 135 Kilometern hatten wir die Unfallstelle von Maurício und Clécio erreicht und dort eine knappe halbe Stunde angehalten, um den Helikopter zu rufen und zu helfen. Danach ging es einmal mehr nur darum, die Etappe zu beenden. Die letzten zehn Kilometer in den Dünen waren aber einfach unglaublich und haben viel Spaß gemacht.“
„Leider haben wir heute gleich zu Beginn Zeit verloren, weil wir nach dem Weg suchen mussten. Das ist kein Vorwurf an meinen Copiloten Ralph Pitchford. Denn heute war das Roadbook nicht besonders präzise gefasst. Alles in allem bin ich aber zufrieden“, sagte Mark Miller (USA, 3. Platz Tages- / 3. Platz Gesamt-Wertung). „Und gerade der Zielschuss entschädigt für die harte Arbeit des Tages: Tausende Zuschauer und eine steile Abfahrt zum Meer hinunter, das Biwak vor Augen. Das war Adrenalin pur.“
Volkswagen musste auf der sechsten Tagesetappe allerdings auch einen Rückschlag hinnehmen: Das brasilianische Duo Maurício Neves/Clécio Maestrelli schied nach einem Überschlag aus. Fahrer und Beifahrer geht es den Umständen entsprechend gut. Maurício Neves wurde vorsichtshalber zu einer Kontrolle in ein Krankenhaus gebracht, wo zwei Rippenbrüche festgestellt wurden. So zog Kris Nissen, Volkswagen Motorsport-Direktor, auch eine gemischte Bilanz: „Auf sportlicher Ebene lief der Tag gut für uns. Die drei in Führung liegenden Race Touareg sind gut durchgekommen, obwohl es nach Aussagen der Fahrer eine extrem schwierige Etappe gewesen sein muss. Die Navigation war anspruchsvoll, der puderartige Fech-Fech-Sand verlangte den Fahrern alles ab. Morgen gilt es, die mit 600 Kilometern längste Prüfung der Rallye vor dem Ruhetag am Samstag gut zu überstehen. Die heutige Etappe hielt aber auch einen kleinen Schock für uns bereit: Unser brasilianisches Duo erlebte einen heftigen Überschlag. Während Copilot Clécio Maestrelli unverletzt ist, klagte Fahrer Maurício Neves über Schmerzen im Oberkörper. Er wurde deshalb zur Untersuchung in ein Krankenhaus gebracht. Dass beiden nichts Schlimmes passiert ist, zeigt, dass der Race Touareg eine sehr stabile und starke Konstruktion ist.“