Der gefeuerte Ex-Teamchef Flavio Briatore trifft die volle Härte des Gerichts
Das Urteil im Unfallskandal wurde gesprochen. Und es ist ein mildes Urteil. Gnade für Renault, jedoch lebenslängliche Sperre für den ehemaligen Teamchef Flavio Briatore
Nach einer nur 90-minütigen Anhörung gestern in Paris verurteilte der Internationale Automobilverband FIA den inszenierten Crash des ehemaligen Renault-Piloten Nelson Piquet Junior beim Singapur-Nachtrennen 2008 als Regelverstoß von „beispielloser Schwere“. Das geständige Renault-Team kam mit einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren sehr glimpflich davon. Der Crashpilot Piquet entging als Kronzeuge einer Strafe. Der Brasilianer schrieb auf seiner Internetseite: „Ich bereue meine Handlungen zutiefst. Ich wünsche mir jeden Tag, ich hätte es nicht getan“. Vorteilnehmer durch den Crash 2008 war der zweimalige Weltmeister Fernando Alonso, dem der Betrug den Sieg ermöglichte. Auch er kam ohne Strafe davon, da er, so die Ansicht der Richter, von dem Komplott nichts wusste.
Der französische Autobauer Renault hatte schon in der vergangenen Woche mit dem Hinauswurf des Teamchef Briatore und dem Chefingenieur Symonds die Schuld eingestanden und akzeptierte auch wie zu erwarten war das Urteil des Pariser Gerichtes umgehend. „Wir entschuldigen uns vorbehaltlos bei der Formel-l-WeIt für dieses unzumutbare Verhalten“, teilte der Rennstall mit.
„Das ist die härteste Strafe, die wir verhängen konnten. Wir haben ihnen die Bewährungsstrafe gegeben, weil Renault bewiesen hat, dass nicht das Team und noch weniger das Unternehmen die Verantwortung trug. Es wäre daher falsch gewesen, eine sofort wirksame Sperre zu verhängen“, rechtfertigte der FIA-Präsident Max Mosley das milde Urteil. Unter anderem Umständen wäre ein Total-Ausschluss des Rennstalls durchaus gerechtfertigt gewesen, „weil die Verstöße von Renault nicht nur die Integrität des Sports beschädigt haben, sondern auch das Leben von Zuschauern, Offiziellen, anderen Mitstreitern und Piquet selbst gefährdeten“, so der Automobilweltverband.
Der gefeuerte Ex-Teamchef Flavio Briatore trifft hingegen die volle Härte des Gerichts. Der schillernden Rennsport-Figur bleibt „auf unbegrenzte Zeit“ der Zugang zu allen FIA-Meisterschaften verwehrt. Auch der Zutritt zu einem Fahrerlager darf dem Ex-Teamchef nicht mehr gewährt werden. Schmerzlicher für den Italiener dürfte sein, dass sich alle Piloten von ihm trennen müssen, die Briatore als Manager beschäftigen. Sonst würden die Piloten selbst keine FIA-Lizenz mehr erhalten. Somit muss sich auch der Spanier Fernando Alonso von seinem langjährigen Berater trennen.